Der Weltuntergang und die Massenmedien…
Weltuntergang? Nein, danke!
Aktuell scheint (mal wieder und immer wieder) ein weiterer Weltuntergangsfantasie durchs Internet zu schwappen. Warum das alles Unsinn ist (zumindest der propagierte Asteroideneinschlag), erklärt Florian Freistetter von den ScienceBlogs recht ausführlich und verständlich. Schon allein die Quellen des diesjährigen Weltendes sollten eigentlich aufhorchen lassen! Wenn einem ein Mensch auf der Straße ein Schild mit „Das Ende ist nah!“ hinhält, wird kaum einer das für voll nehmen. Aber wenns im Internet steht, ist es scheinbar irgendwie glaubwürdiger? Und wenn dann schon ein Magazin, eines der sogenannten „Massenmedien“, darüber berichtet, muss ja etwas dran sein… oder auch nicht.
Massenmedien brauchen Klicks
Denn man muss in der Hinsicht auch beachten, das eigentlich alle Seiten mit kommerziellem Hintergrund Besucher brauchen. Klicks sind die Währung im Internet, mehr Klicks, mehr Werbeeinblendungen, mehr Geld. Natürlich ist es nicht wirklich so einfach, aber Seiten mit mehr Besuchern sind lukrativer.
Und was ist einfacher, als mit reißerischen Schlagzeilen zu locken? Mit Videos die es zigfach schon gibt, wo man nichts aufbereiten muss? Artikel aus dem Archiv, ein bisserl angepasst und fertig. Null Aufwand, aber trotzdem neuer Content und damit mehr Besucher, mehr Geld, usw.
Dabei ist nur die Schlagzeile wirklich wichtig. Denn den Artikel liest ja fast keiner mehr in unserer schnellen, oberflächlichen Zeit, bzw. wenn man den liest hat man ja bereits geklickt. Und selbst wenn, sind die Artikel bestenfalls vage und vor allem kurz. Denn für längere Texte, oder gar Recherche, ist weder beim Verfasser noch beim Rezipienten Zeit.
Glücklicherweise dürften 99% aller Leser bei solchen Artikeln nur müde lächeln. Das Problem sind die 1% die übrig bleiben, die deshalb verunsichert sind und Angst bekommen und das vollkommen grundlos.
Was ist das Problem?
Ich sehe da mehrere Faktoren und nicht alle sind wirklich ein „Problem“.
Für die Meinungsfreiheit ist es gut, das jeder alles was er/sie mag im Internet veröffentlichen kann. Auch wenn das bedeutet, das es viel merkwürdiges Zeug im Internet gibt, das andere irritiert, verwirrt oder auch anwidert. Das ist der Preis, den man für Meinungsfreiheit zahlen muss. Man muss solche Seiten nicht gut finden und ein Verbot würde solche „Meinungen“ ja auch nicht in Luft auflösen.
Das die Massenmedien solchem Unsinn aber eine Plattform bieten, bzw. nicht klar und verständlich widerlegen, das ist ein großes Problem. Bei der Jagd nach frischem Content wird alles verwurstet, auch wenn es die Bits nicht wert ist. Hier fände ich es definitiv besser, mehr Paywalls (mit zeitungsübergreifendem Abo-System) einzuführen, damit die Verlage Zeit und Geld haben für die notwendigen Recherchen. Weniger Quantität und mehr Qualität! Dafür wäre ich bereit zu zahlen (aber nicht für jede Zeitung einzeln…).
Ein weiteres Problem, das ich sehe, ist, das viele Menschen in ihrer Filterblase sitzen bleiben. Das merkt man massiv bei Pegida und anderen Verschwörungstheoretikern (aber nicht nur da). Fakten sind da nicht mehr relevant, da man die „Wahrheit“ ja bereits besitzt und alles was nicht der gleichen Meinung ist, wird als „Lügenpresse“ niedergeschrieen.
Oft ist es auch die mangelnde Erfahrung im Umgang mit Medien. Ein gut gemachtes Blog, lässt sich oft nur schwer von den Massenmeden unterscheiden, bzw. richtig einordnen. Es gibt kein einfaches Merkmal, das einem zeigen kann ob eine Seite „vertrauenswürdig“ ist und ob der Artikel auch ordentlich recherchiert ist oder die Fakten bizarr verdreht.
Lösung?
Ich fürchte das es da keine einfache Patentlösung gibt. Ich für meinen Teil versuche, nicht nur eine Quelle zu konsultieren und notfalls auch per Google nachzurecherchieren, was da nun Sache ist. Auch der Blick über den Tellerrand ist nie falsch, trotz das man bei den diversen Abgründen, die sich da im Netz auftun, schon einen starken Magen braucht.
Das ist aber nur meine Lösung und die ist mitunter auch zeitintensiv. Längere Artikel, womöglich sogar auf englisch, zu lesen und zu verstehen benötigt Zeit. Recherche benötigt Zeit. Und Zeit ist ja das, was viele nicht mehr aufbringen wollen und was die Massenmedien ja so verflacht.
Ich bin aber der Meinung, das gerade diese Medienkompetenz unabdingbar wichtig ist. Es sollte in den Schulen gelehrt werden, wie man ordentlich recherchiert, wie man Texte einordnet, wie man Propaganda erkennt und wie man sich die echten Fakten besorgt. Das eine Behauptung ohne Beleg/Quelle zweifelhaft ist. Das Bilder mit kernigen Aussagen meist nur Augenwischerei sind, wenn nicht gar ganz gelogen. Das auch in den Massenmedien viel Unsinn steht und man auch diese Informationen überdenken muss.
Das Motto von Mimikama trifft es gut: Stopp > Denken > Klicken/Kommentieren/Teilen
Dann ist auch der Weltuntergang kein Schrecken mehr.
Filed under: Gesellschaft - @ 09.06.2015 11:36
Schlagwörter: Denken, Internet, Massenmedien, Medienkompetenz, Weltuntergang, Zeitung